Frage: Braucht die westliche Fernsehkultur wirklich noch ein weitere Serie über eine Gruppe von Großstadtsingles auf der Suche nach der großen Liebe? Antwort: Wenn sie so witzig gemacht und auf einer so originellen Idee aufgebaut ist wie How I Met Your Mother, dann natürlich! Denn diese amerikanische Serie bietet etwas ganz ungewöhnliches, herzerwärmendes und seelenstreichelndes: Ein garantiertes Happy End!
How I Met Your Mother
Sitcom, USA 2005. Regie: Pamela Fryman. Idee & Drehbuch: Craig Thomas und Carter Bays.
Mit: Josh Radnor, Neil Patrick Harris, Jason Segel, Alyson Hannigan, Cobie Smulders.
Und sie lebten glücklich…
Das vorgezogene Ende ist von jeher ein beliebtes Stilmittel beim Film. Aber How I Met Your Mother zeigt nicht einfach das Ende am Anfang, sondern sogar das Happy End(e). Nur ist dieses ein ganz schönes Stück vorgezogen: 25 Jahre. Denn Ted Mosby (gesprochen von Bob Saget), der Erzähler der Serie, befindet sich im Jahr 2030, wo er seine beiden gelangweilten Kinder auf die Couch geordert hat, um ihnen eine ganz besondere Geschichte zu erzählen: How I Met Your Mother.
Die Geschichte beginnt im New York des Jahres 2005: Ted (als junger Mann gespielt von Josh Radnor) ist 27 Jahre alt, ein allein stehender Architekt am Beginn seines Berufslebens. Die Verlobung seines besten Freundes Marshall (Jason Segel) und dessen Freundin Lily (Alyson Hannigan) gibt Teds Suche nach der eigenen Traumfrau neuen Antrieb. Als sich Ted abends mit Kumpel Barney (Neil Patrick Harris) in der nahe gelegenen Stammkneipe trifft, lernt Ted die Journalistin Robin (Cobie Smulders) kennen und ist sich sofort sicher: Das ist sie. Dummerweise verrät 2030-Ted bereits am Ende der ersten Folge: Nein, ist sie nicht. Was sein jüngeres Ich jedoch nicht abhält …
2030: Teds Tochter (Lyndsy Fonseca) und Sohn (David Henrie) sind gelangweilt.
Was haben wir nicht schon mitgelitten mit unseren Fernsehserien-Identifikationssingles, die auf der Suche nach dem persönlichen Glück von einer schrägen Type zur nächsten taumeln? Wären Rückschläge und Trennungen in solchen Serien wie im realen Leben nicht sehr viel besser zu ertragen, wenn man wüsste, dass das Happy End garantiert ist?
Die Serie beschäftigt sich mit dem Leben von fünf Freunden Ende zwanzig, die sich im Berufsleben etabliert haben und nun nach Erfüllung im Privatleben suchen. Dem optimistischen Romantiker Ted steht als Ziel das langjährige Liebespaar Marshall und Lily vor Augen. Den drei gegenüber steht Barney – ein Womanizer, eingefleischter Jungeselle und endloser Fundus an überdrehten Dating-Theorien. Die Figur ist mit der größte Pluspunkt der Serie, ein wandelnder Runnig Gag. Er tritt nie ohne Anzug auf, scheffelt bei einem seinen Freunden nicht weiter bekannten Unternehmensjob jede Menge Geld und verfügt über einige in jeder Folge wiederkehrende Sprüche wie „Suit up!“, „Awesome“, „Legendary!“ oder „True Story“. Barney ist auch einer der Gründe, warum How I met your Mother am besten in der englischen Fassung anzusehen ist. Das genießerische Overacting von Neil Patrick Harris lässt sich sicher kaum in einer Synchronisation retten.
Die Serie braucht die ersten drei Folgen, um richtig in Gang zu kommen, wird dann aber mit jeder Folge besser. Sie lebt vom Wortwitz des intelligenten Drehbuchs und den hervorrragenden Schauspielern. Der Kniff mit dem Erzähler aus der Zukunft sorgt zusätzlich für etliche sicher platzierte Lacher. 2030-Ted lässt immer wieder das Bild einfrieren und kommentiert das Geschehen aus seiner zeitlichen Entfernung.
Dass die Mutter von Teds Kindern trotz des Serientitels in den beiden ersten Staffeln nicht auftaucht, wurde den Serienschöpfern stark zum Vorwurf gemacht. Teds Traumfrau Robin freundet sich mit der Clique an, will aber keine feste Bindung eingehen, weswegen Ted sie (zumindest während der ersten Staffel) nur aus der Ferne anbeten kann und sich anderweitig orientieren muss. Aber während trotz allem mitgefiebert wird, wann sich die beiden endlich kriegen, ist von vorne herein klar, dass Ted am Ende mit jemand anderem glücklich wird. Immerhin unterstreicht 2030-Ted gegenüber seinen ungeduldig werdenden Kindern wiederholt die Bedeutung der Vorgeschichte für die Begegnung mit ihrer Mutter.
How I Met Your Mother läuft seit 2005 auf dem amerikanischen Fernsehsender CBS, im Herbst startet dort die dritte Staffel. Bis jetzt war die Sitcom in den USA sehr erfolgreich (u.a. zwei Emmy-Nominierungen) und wird bereits als Friends-Nachfolger gehandelt. Wie Friends spielt die Serie in Manhattan, wird aber in L.A. gedreht.
Die Serie wurde von dem Autorenteam Carter Bays und Craig Thomas (Late Night Show with David Letterman, American Dad) geschrieben, deren private Freundschaft auch als Vorlage für Ted und Marshall dient. Wie ihre Serienfiguren sind die beiden seit dem College befreudet und leben in New York, teilte sich auch zeitweise auch ein Appartement mit Craigs Ehefrau …, der die Figur Lily nachempfunden ist. Auch Barney wurde nach Angaben der Serienschöpfer aus den Charakteristika mehrerer gemeinsamer Freunde zusammengeschneidert.
Wie die drei Einheiten des Dramas nach Aristoteles hat auch die amerikanische Sitcom einige klassische Regeln, die How I Met Your Mother größtenteils bricht. Die Serie wird mit mehreren Kameras gedreht, einzelne Folgen erstrecken sich über mehrere Tage und wird nicht vor Live-Publikum gezeigt. Das Lachen der Zuschauer an den entsprechenden Stellen wird erst hinterher eingefügt. Da beide Autoren Fans von TV-Produzent Joss Whedon (Buffy, Angel, Firefly) sind, wird auffällig oft auf Darsteller aus dessen Serien zurückgegriffen. So spielt Alyson Hannigan (Buffy) eine der fünf Hauptrollen und in Nebenrollen tauchen z.B. Morena Baccarin (Firefly) oder Amy Acker (Angel) auf.
Wann dieser Glücksgriff aus der angestaubten Schublade der amerikanischen Comedy auch im deutschen Fernsehen zu bewundern ist, ist noch nicht bekannt. Das Vieraugen Netzwerk wird den Weg der Serie nach Deutschland jedoch im Auge behalten. Allgemein sei aber noch einmal eindringlichst zum englischen Original geraten. Die erste Staffel ist im Original bereits auf DVD erhältlich, die zweite folgt im Oktober.
Eine Liebesgeschichte für hoffnungslose Romantiker, entspannt erzählt wegen einem garantierten Happy End.
Fazit: Friends meets Scrubs. 9 von 10 Punkten.
Suit up! Barney (Neil Patrick Harris)…
…Marshall (Jason Segel) und Lily (Alyson Hannigan).
Auf der Suche: Ted (Josh Radnor).
Der Cast von How I Met Your Mother.
Ted und Barney.
Sarah Böhlau, 05. August 2007. Bilder: 20th Century Fox.
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