Mission Odyssey

Homers Odyssee wurde auch bereits in gezeichneter Form adaptiert. Marius Joa hat sich die ersten drei Folgen der Serie Mission Odyssey angesehen.

Mission Odyssey
26teilige Zeichentrickserie Deutschland/Frankreich 2002-2003. Laufzeit je Folge: 23 Minuten.
Frei nach Homer. Adaption: Marie Luz Drouet, Bruno Regestre & Claude Scasso.

Kindgerechte Odyssee

Nachdem Ithakas König Odysseus mal eben im Handumdrehen Troja erobert hat, machen sich er und sein bunt zusammengewürfelter Haufen Kameraden, darunter der bärtige Diomedes, der ängstliche Sänger Philo, der gehörnte Titan (!) und das mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattete Mädchen Nisa, auf den Heimweg nach Ithaka. Dort wartet schon ungeduldig Odysseus’ Sohn Telemachus, der ständig von seine Mutter Penelope vertröstet werden muss. Der Weg nach Hause gestaltet sich jedoch als sehr schwierig. Denn Poseidon, der Gott des Meeres, hat mit Kriegsgöttin Athena eine Wette laufen, nach der Odysseus nie heimkehren wird. Und so lässt der Unsterbliche allerhand Monster und Gefahren auf die Heimkehrer los.

Im visuellen Stil bekannter Anime-Serien gehalten ist die deutsch-französische Zeichentrickserie Mission Odyssey, die in Berlin entstand. Die Produktion stellt nichts anderes als eine kindgerechte Version des Homer-Epos dar. Die Stationen von Odysseus’ Irrfahrten werden mitunter relativ  werkgetreu abgehandelt, aber alles ist sehr auf das junge Publikum zugeschnitten. Doch trotz vieler Abenteuer und Spannung fehlt hier (zum Glück für die Kleinen) fast völlig die Gewalt. Die Gefährten schaffen es meist, sich durch eine List zu befreien.

Optisch bietet die Produktion sehr angenehm und nur ab und zu überzeichnete Figuren im einfachen Rahmen, wie in einer TV-Trickserie üblich. Die Musik und die mitunter plakativen Soundeffekte unterstützen die Szenerie gut. Die Figuren wurden von bekannten Sprechern synchronisiert. Erstaunlich, dass die deutsche Erstausstrahlung auf KIKA erst am 17. Februar 2008 begann. Denn die Serie ist ja bekanntlich schon fünf bis sechs Jahre alt. Eine DVD-Auswertung liegt bisher auch nicht vor. Nur in den USA gibt es UMDs für die Play Station 2 (siehe Cover).

Für Sagen-Fans ist Mission Odyssee allerdings mit Vorsicht zu genießen. Für das kindliche Publikum wurde sehr viel vereinfacht und entschärft. Poseidon ist der Bösewicht und Odysseus & Co stellen sich den von ihm inszenierten Abenteuern. Nacheinander werden die Stationen der Sage abgearbeitet, jeweils in kurzen 23minütigen Episoden, alle nach folgendem Schema: in Ithaka fragt Telemachus, wann denn endlich sein Vater heimkommt. Mutter Penelope meint schon bald. Dann erzählt Poseidon von seinem neuen Plan und das Abenteuer für die Reisenden geht weiter.

Irgendwie fühlt man sich als Mythen-Freak zwischen zwei Stühlen. Man möchte einerseits wissen, wie verschiedene Teile des Homer-Epos umgesetzt werden, andererseits schreckt man vor den Peinlichkeiten in der Umsetzung zurück. So hat z. B. der Zyklop Polyphem ein „magisches“ Auge, das er auch als Taschenlampe benutzt! Das Monster Skylla ist ein dreiköpfiger Dinosaurier, der sprechen kann und ein wenig wie Elliott das Schmunzelmonster aus dem gleichnamigen Disney-Film aussieht.

Ein Blick auf die Episodenbeschreibungen auf der KIKA-Seite bringt dann auch Infos zutage, die den Sagen-Fan eher abschrecken. Denn in einigen Folgen wildert Odysseus in Sagen herum, in denen er nichts zu suchen hat, z.B. bei Perseus oder der Argonautensage.

Mission Odyssey ist sicherlich keine werkgetreue Umsetzung des homerischen Epos, aber vielleicht ein Appetithappen für manche Steppkes, sich für die griechischen Sagen zu interessieren. Und sollte ein solches Interesse aufkommen, so wäre das ein positiver Aspekt der Zeichentrickserie.

Fazit: Einfach gestrickte Zeichentrickserie, die Homers Odyssee kindgerecht aufbereitet und dabei zwangsläufig nicht werkgetreu ist, aber auch große Zuschauer unterhalten kann.


Der böse Poseidon.

Penelope und Telemachu.

Skylla das Monster.

Titan und Odysseus.
Marius Joa, 15. März 2008. Bilder: BAF Berlin Animation Film.

Link-Tipp:
Episodenführer bei KIKA


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