Eine Neuverfilmung des Agatha-Christie-Klassikers Tod auf dem Nil fürs Fernsehen? Das kann nicht wirklich gut gehen, oder? Tut es auch nicht. Marius Joa weiß warum.
Poirot: Tod auf dem Nil (Agatha Christie’s Poirot: Death On The Nile)
TV-Krimi UK 2004. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 97 Minuten (PAL-DVD).
Mit David Suchet, Emma Malin, JJ Feild, Emily Blunt, James Fox, David Soul, Daisy Donovan, Judy Parfitt, Daniel Lapaine, Barbara Flynn, Frances de la Tour, Zoe Telford, Alastair McKenzie, Steve Pemberton u.a.
Regie: Andy Wilson. Nach dem Roman von Agatha Christie.
Farblose Inszenierung
Die junge Jacqueline De Bellefort (Emma Malin) und der mittellose Simon Doyle (JJ Feild) verlieben sich ineinander. Sie verloben sich. Jacqueline bittet ihre Freundin, die reiche Millionenerbin Linnet Ridgeway (Emily Blunt), Simon einen Job zu geben. Linnet willigt ein und spannt ihrer Freundin den Verlobten aus. Linnet und Simon heiraten. Die Flitterwochen, u.a. bei einer Kreuzfahrt auf dem Nil, werden jedoch zum Albtraum, denn ständig wird das frischverheiratete Paar von Jacqueline terrorisiert. An einem Abend kommt es unter den Gästen der Kreuzfahrt zum Eklat. Jacqueline zückt ihre Pistole und schießt Simon ins Bein, der dadurch schwer verletzt wird. Am nächsten Morgen kommt alles noch schlimmer: Linnet ist tot, ermordet. Doch Jacqueline, die Rache für den Verlust Simons geschworen hat, kann es nicht gewesen sein. Meisterdetektiv Hercule Poirot (David Suchet) und sein alter Freund Colonel Race (James Fox) nehmen die Ermittlungen auf.
Agatha Christie (1890-1976), die weltberühmte Autorin von unzähligen Kriminalromanen, erfand neben der rüstigen Miss Marple auch den belgischen Detektiv Hercule Poirot, der in 30 Romanen und 50 Kurzgeschichten auftritt. Diese werden vom britischen Fernsehen seit 1989 in unregelmäßigen Abständen unter dem Titel Agatha Christie’s Poirot als Serie verfilmt, wobei die Länge einer Episode entweder ca. 50 Minuten oder ca. 95 bis 100 Minuten beträgt. Die Titelrolle spielt der britische Schauspieler David Suchet. Zu den neueren Folgen der Serie gehört auch eine Neuadaption des Klassikers Tod auf dem Nil, die Bestandteil der neunten Staffel ist. Der geneigte Krimifan mag sich durchaus fragen, warum man neben der genialen Verfilmung mit Peter Ustinov von 1978 noch eine weitere braucht. Und nach der Sichtung der Serienfolge, verschwindet diese Frage nicht. Denn die Fernsehversion wirkt lieblos und vollkommen blass.
Problem 1: während der Kinofilm 135 Minuten lang ist und sich genügend Zeit für die Story nehmen kann, hatten die Macher bei der Serienepisode die Schwierigkeiten, alles in gut 90 Minuten unterzubringen. Und das merkt man leider auch sehr. Viele Handlungselemente werden einfach nur beiläufig erwähnt und die nötigen Szenen fast überhastet abgeschlossen, um möglichst „effektiv“ die Story herunter zu spielen. Wer die Story nicht von der literarischen Vorlage oder dem Kinofilm kennt, wird möglicherweise nicht ganz durchblicken.
Als nächster Schwachpunkt bleibt die sprichwörtlich farblose Darbietung anzuführen. Eigentlich müsste es bei einer Kreuzfahrt auf dem Nil ziemlich sonnig sein. Doch Sonnenlicht und kräftige Farben gehen der TV-Produktion fast gänzlich ab. Da hilft es auch nichts, dass einige der Darstellerinnen sehr plakativ geschminkt sind.
Neben den etwas blassen Darstellern können David Suchet als Poirot und Frances de la Tour (Harry Potter und der Feuerkelch) als exzentrische Salome Otterbourne überzeugen. Die Rolle der reichen Linnet spielt Emily Blunt (Empire, Der Teufel trägt Prada). David Soul, der den zwielichtigen Andrew Pennington spielt, war bereits 1988 in Rendezvous mit einer Leiche zu sehen, dem dritten Kinofilm mit Peter Ustinov als Hercule Poirot.
Viele Fans ziehen die Serie den Kinofilmen vor, weil diese werkgetreuer sei. Sollten die übrigen Folgen allerdings genauso blass und wenig inspiriert sein wie die Version von Tod auf dem Nil, so ist die Serie wahrscheinlich weniger sehenswert.
Fazit: Farblose und zu oberflächliche Neuverfilmung des Romans von Agatha Christie. Klarer Verlierer gegen den Kinofilm von 1978. 4 von 10 Punkten.
Das Ehepaar Doyle.
DVD-Features:
Die bereits auf einigen dritten Programmen ausgestrahlte deutsche Fassung gibt es hierzulande noch nicht auf DVD. In der Originalfassung gibt es den Film einzeln als UK-Import sowie in DVD-Box Nr. 5 der Serie. Die einzelne DVD bietet Interviews mit Besetzung und Stab sowie „Behind The Scenes“-Aufnahmen als Bonusmaterial.
Marius Joa, 5. Dezember 2007. Bilder: LWT/Granada Television/2 Entertain Video.
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