Prime Suspect (2011)

Seit 23. August 2013 sendet Kabel 1 Prime Suspect, das US-Remake der britischen Krimiserie Heißer Verdacht (mit Helen Mirren), das man sich hätte sparen können. Denn schon an den ersten beiden Folgen wird deutlich, warum die neue Serie gescheitert ist.

 

 

3-10Prime Suspect
Krimiserie USA 2011/12. 13 Folgen. TV-Erstausstrahlung: 23. August 2013.
Mit: Maria Bello, Brían F. O’Byrne, Kirk Acevedo, Peter Gerety, Tim Griffin, Damon Gupton, Kenny Johnson, Aidan Quinn u.v.a. Basierend auf der britischen Serie Heißer Verdacht von Lynda La Plante. Adaption: Alexandra Cunningham.

 

Prime Suspect_Poster

 

Seelenlose Adaption

Jane Timoney (Maria Bello) ist Detective der Mordkommission der Polizei von New York. Unter ihren ausschließlich männlichen Kollegen hat sie einen schweren Stand obwohl sie erfolgreiche Ermittlungsarbeit leistet. Als ihr Kollege Jake Keating (Jason Beghe) nach einem Herzinfarkt stirbt, spricht Jane bei ihrem Chef, Lieutenant Sweeney (Aidan Quinn), vor, um dessen aktuellen Fall zu übernehmen. Die anderen Detectives um Duffy (Brían F. O’Byrne) und Calderon (Kirk Acevedo) sind schockiert und werfen Jane vor, das Andenken Keatings zu beschmutzen…

Prime Suspect_Timoney und Sweeney Jane und ihr Chef

Amerikanische Remakes von fremdsprachigen Filmen und Fernsehserien sind schon lange nichts mehr neues, z.B. In Treatment und Homeland als US-Versionen der israelischen Erfolgsserien Be Ti‘pul und Hatufim. Dass aber auch britische (also englischsprachige!) Produktionen für das amerikanische Publikum adaptiert werden ist eigentlich unnötig. Nach Life On Mars und Ashes To Ashes erwischte es 2011 auch die realistisch-bodenständige Krimireihe Heißer Verdacht mit Oscar-Gewinnerin Dame Helen Mirren. In Prime Suspect (US) spielt Maria Bello (A History Of Violence, Thank You For Smoking) die Rolle der Polizistin Jane, die sich in einer Männerdomäne durchsetzen muss. An ihrer Seite agieren u.a. Brían F. O’Byrne (The International, FlashForward) und Aidan Quinn, aktuell ebenfalls als Polizeichef zu sehen in Elementary.

Chefautorin und ausführende Produzentin von Prime Suspect ist Alexandra Cunningham (Desperate Housewives, Rom). Daneben gehört der als Regisseur von Filmen wie Operation Kingdom oder Hancock bekannte Peter Berg zum Produzententeam der Neuauflage, die im Gegensatz zur Originalserie nicht aus Fällen in (meist doppelter) Spielfilmlänge besteht, sondern dem gängigen „einstündigen“ (sprich: 40minütigem) Serienformat angepasst wurde. Heißer Verdacht, die britische Original-Krimireihe, erfunden von der ehemaligen Schauspielerin Lynda La Plante, wurde besonders durch die realistische Darstellung des mühseligen und grauen Polizeialltags gelobt. Dass es jedoch genau diese authentische Machart und der realistische Inhalt ist, der die von 1991 bis 2006 erstmals gesendete Serie auszeichnet, haben die Macher des amerikanischen Remakes anscheinend nicht verstanden. Denn in der US-Version verkommt Prime Suspect zum seelenlosen und austauschbaren Hochglanz-Krimi.

Ständig bekommt man als Zuschauer Luftaufnahmen der Skyline von New York vor die Nase gehalten, die aber mit der Zeit genauso nerven wie die viel zu Rock lastige Musik von Lisa Coleman und Wendy Melvoin (Heroes). Durch die Laufzeit von kaum mehr als 40 Minuten wirkt vor allem der Fall in der Pilotfolge sehr verwässert. Ein paar Handlungseckpunkte werden vom Original übernommen (der Tod des Kollegen gleich zu anfangs, Janes Beziehung mit einem geschiedenen Mann), ansonsten herrscht hier Krimi-Einheitsbrei nach Schema F, wobei der typische und fest gefahrene Spannungsbogen einer US-Network-Serie natürlich nicht fehlen darf. Scheinbar traute NBC dem breiten US-Publikum nicht zu, ein weniger abgedroschenes Format zu akzeptieren.

In der zweiten Folge bessert sich das Gesamtbild etwas. Wenn man aber sieht, was die Originalepisode Kind vermisst (Staffel 4, Folge 1) aus der gleichen Geschichte in punkto Spannung und Dramatik macht, so erscheint die neue Version recht bieder, was natürlich wieder an der beschränkten Laufzeit liegt. Immerhin überzeugt die neue Jane dann, wenn sie der übervorsichtigen Ex-Frau ihres Partners die eigenen Verantwortungslosigkeiten vorhält und somit häufigere Besuche des Stiefsohns ermöglicht.

Wegen massiven Quoteneinbruchs in den USA von sechs Millionen zu Beginn auf nicht einmal mehr vier Millionen Zuschauer wurde Prime Suspect nach 13 Folgen eingestellt. Irgendwie hatte man da vorher schon einen heißen Verdacht, das dies so kommen würde

Fazit: Dank beispielloser Ignoranz gegenüber dem Original verkommt der britische Qualitätskrimi in der Ami-Version zum uninspirierten und dramaturgisch lahmen Fernsehverbrechen, das verdientermaßen vorzeitig eingestellt wurde. 3 von 10 Punkten.

 

Prime Suspect, immer freitags um 21:15 auf Kabel 1.

 

Prime Suspect_Hut
Polizistin mit Hut
Prime Suspect_Duffy
Detective Duffy ist nicht überzeugt.

 

 

 

Marius Joa, 27. August 2013. Bilder: NBC/Kabel 1.


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