Am vergangenen Donnerstag startete bei RTL die amerikanische Erfolgsserie Prison Break mit verhältnismäßig schwachen Quoten. Ob es sich trotzdem noch lohnt, nachträglich einzusteigen, verrät Lena Stadelmann.
Prison Break
Actionserie, USA 2005. Idee: Paul Scheuring.
Mit: Dominic Purcell, Wentworth Miller, Sarah Wayne Callies, Robin Tunney, Amaury Nolasco, Stacy Keach, Wade Williams, Peter Stormare u.a.
Jailhouse rocks!
Normalerweise wird in Filmen immer wieder thematisiert, wie man aus einem Hochsicherheitsgefängnis herauskommt. Bei Prison Break geht es erst mal darum, dass der Protagonist Michael Scofield (Wentworth Miller) in ein solches hineinkommt – um dann allerdings, wie es sein sollte, mit einem spektakulären Plan und seinem Bruder Lincoln (Dominic Purcell) wieder auszubrechen. Dieser wartet im Todestrakt des Fox-River-State-Gefängnisses auf seine Hinrichtung, die in einem Monat vollzogen werden soll. Er ist des Mordes am Bruder der Vizepräsidentin angeklagt, alle Beweise sprechen gegen ihn. Trotzdem ist Michael von der Unschuld seines Bruders überzeugt und versucht alles, ihn auf legalem Weg vor dem elektrischen Stuhl zu retten.
Schließlich sieht er nur noch eine Weg: er muss seinem Bruder zur Flucht verhelfen. Diese Chance bietet sich ihm, als er mitbekommt, dass ein Teilhaber der Ingenieursfirma, bei der er als Statiker arbeitet, den Umbau des Gefängnisses entworfen hat. Michael verschafft sich Zugang zu den Bauplänen – und lässt sich damit den kompletten Oberkörper tätowieren. Außerdem informiert er sich über die einsitzenden Häftlinge wie zum Beispiel den ehemaligen Mafia-Boss John Abruzzi, die er für seine Pläne instrumentalisieren will und dichtet sich eine Diabetes-Erkrankung an, um oft in das Krankenzimmer zu kommen, die Schwachstelle des Gebäudes.
Nachdem er so einen lückenlosen Plan entworfen hat, täuscht Michael einen bewaffneten Raubüberfall vor und schafft es damit, Insasse des Fox-River-State-Gefängnisses zu werden. Dort muss er allerdings schnell feststellen, dass er bei seinen Überlegungen etwas außer Acht gelassen hat: den „human factor“…
Michael (Wentworth Miller) hat seinen Plan immer bei sich.
Wenn auch die erste Folge etwas schleppend anlief durch die vielen vorgestellten Personen und die zu Beginn etwas wirren Informationen, ist gegen Ende der Folge mit der Enthüllung der Tätowierung (bzw. was sie bedeutet) der Plan etwas durchschaubarer. Die zweite Folge verrät schon mehr vom eigentlichen Konzept der Serie: Michael beginnt seinen Plan in die Tat umzusetzen, umgeben von allen Unwägbarkeiten, die ein Hochsicherheitsgefängnis und seine Insassen so mit sich bringen, wobei er sämtliche Informationen aus seinen Tätowierungen zieht (nein, obwohl die Serie vor Gewalt und Blut nur so strotzt ist der letzte Satz nicht wörtlich gemeint!). Außerdem treten weitere Personen neben Michael und Lincoln aktiver ins Geschehen ein, wie zum Beispiel die Anwältin Veronica Donovan (Robin Tunney). Die Ex-Freundin von Lincoln beginnt auf Michaels Bitte hin, sich Lincolns Fall noch mal genauer anzuschauen, um auf diesem Weg seine Unschuld zu beweisen.
Auch das Verhältnis zwischen dem unbescholtenen, intelligenten Michael und seinen teilweise stupid-gewalttätigen oder auch grausam-genialen Mitgefangenen wird genauer unter die Lupe genommen, ebenso wie die gesamte soziologische Interaktion der Insassen von High-school-ähnlicher Gruppenbildung bis hin zum Rassenkrieg geschildert wird.
Was der Serie eindeutig Suchtpotential verschafft, ist einerseits die kurze Zeitspanne, in der die Flucht vonstatten gehen muss. Das Geschehen ist dadurch komprimierter und die Spannung kann konstant aufrechterhalten werden. Auch die Spannungsbögen der Folgen, die langsam anlaufen um dann in einem Cliffhanger zu kulminieren tragen dazu bei, ebenso wie die Tatsache, dass Michaels Plan dem Zuschauer nur Stück für Stück enthüllt wird und viel Raum für Spekulationen bleibt. Ein nachträglicher Einstieg, auch wenn man die ersten Folgen verpasst hat, ist also unbedingt zu empfehlen.
Ein Wehmutstropfen ist allerdings die Programmpolitik von RTL, die die erste Staffel in Doppelfolgen zeigt und es damit für diejenigen, die an einem Abend keine Zeit haben, sehr schwierig macht, dem Geschehen zu Folgen. Bleibt zu hoffen, dass die Quoten so gut werden, dass für die nächste Staffel nur eine Folge und diese eventuell sogar in der Primetime ausgestrahlt wird. In den USA ist die zweite Staffel im April zu Ende gegangen, eine dritte ist in Produktion.
Fazit: Intelligente Serie mit Potential. 7 von 10 Punkten.
Das Team.
Lena Stadelmann, 27. Juni 2007.
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