Nach der überraschenden Absetzung von Sense8 durch Netflix nach der zweiten Staffel konnte die weltweite Fangemeinde immerhin ein Serienfinale in Spielfilmlänge erwirken. In Amor Vincit Omnia soll die Geschichte der acht miteinander verbundenen Hauptfiguren zu einem befriedigenden Ende gebracht werden…
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Sense8: Amor Vincit Omnia
Mysteryserie/Actionthriller/Drama USA 2018. 151 Minuten. Erstausstrahlung: 8. Juni 2018.
Mit: Doona Bae, Jamie Clayton, Tina Desai, Tuppence Middleton, Toby Onwumere, Max Riemelt, Miguel Ángel Silvestre, Brian J. Smith, Freema Agyeman, Naveen Andrews, Terrence Mann u.v.a. Idee: Die Wachoswkis und J. Michael Straczynski. Drehbuch: Lana Wachowski, David Mitchell und Aleksandar Hemon. Regie: Lana Wachowski.
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Sensates Assemble oder Liebe besiegt Logik
Die Entführung von Wolfgang (Max Riemelt) durch den skurpellosen Sensate-Jäger Whispers (Terrence Mann) nahmen die anderen sieben Cluster-Mitglieder – Will (Brian J. Smith), Riley (Tuppence Middleton), Nomi (Jamie Clayton), Sun (Doona Bae), Capheus (Toby Onwumere), Kala (Tina Desai) und Lito (Miguel Ángel Silvestre) – zum Anlass, sich endgültig gegen ihre Verfolger zur Wehr zu setzen. In London kamen sie erstmals physisch zusammen und kidnappten sowohl Whispers als auch den anscheinend übergelaufenen Jonas (Naveen Andrews). Gemeinsam mit ihren Vertrauten wie Computerhacker Bug (Michael Sommers), Litos Lebensgefährten Hernando (Alfonso Herrera) und deren gemeinsamer Freundin Daniela (Eréndira Ibarra) planen sie, Wolfgang zu befreien sowie zudem die finsteren Machenschaften der Biology Preservation Organisation (BPO) zu stoppen. Ein gefährliches Unterfangen…
Wie ein Schock traf auch mich das Aus für die in vielerlei Hinsicht einzigartige Serie Sense8 nach Veröffentlichung der zweiten Staffel im letzten Jahr. Denn kurz vor dem Ende hatte die Geschichte der acht Hauptfiguren einen Riesensprung nach vorne gemacht. Ursprünglich war die Transgressive-Fiction-Show von den Schöpfern Lana und Lilly (ehemals Larry und Andy) Wachowski (Matrix) sowie J. Michael Straczynski (Babylon 5) auf fünf Seasons ausgelegt. Weltweit massive Fanreaktionen auf die Hiobsbotschaft bewogen Netflix, ein Serienfinale in Spielfilmlänge zu spendieren. Das macht den vorzeitigen Schluss zwar befriedigender als der böse Cliffhanger zuvor, doch inhaltlich enttäuscht Amor Vincit Omnia.
Natürlich erscheint es als undankbare und vor allem schwierige Aufgabe die Quintessenz einer kompletten Staffel auf zweieinhalb Stunden, was etwa der Laufzeit von drei Episoden entspricht, zu komprimieren. Doch obwohl sich Lana Wachoswki die renommierten Schriftsteller David Mitchell (dessen Romanmosaik Cloud Atlas – Der Wolkenatlas die Wachowskis gemeinsam mit Tom Tykwer verfilmten) und Aleksandar Hemon (Nowhere Man) als Co-Autoren für die letzte Episode an Bord geholt hat, so entpuppt sich das Skript als die größte Schwäche. Die bereits zuvor (vor allem in der 2. Staffel) vorhandene Tendenz, die einzelnen Handlungsstränge recht konstruiert aufzuziehen wird hier auf die Spitze getrieben. Die traurigen Höhepunkte dieser zwischen Heroes und einem reißerischen Heist-Movie (wie sie Tom Cruise im Dutzend dreht) pendelnden Veranstaltung sind der Scheintod eines Hauptcharakters und der “Endkampf” gegen den Superbösewicht Whispers, dessen schnell noch enthüllte wahre Absichten völlig abgedroschen wirken. Das Ergebnis mag zwar spannend und teilweise überraschend sein, doch hat diese Serie einen dramaturgisch besseren Abgang verdient, vor allem da trotz der nicht unbedingt geringen, wenngleich kurzweilig verstreichenden Spiellänge eher wenig Zeit für die Figuren bleibt.
Doch glücklicherweise wird Amor Vincit Omnia vor dem totalen Reinfall bewahrt. Auch wenn das “Finale” mit Berlin, Brüssel, Neapel und Paris nur in vier Metropolen (und damit in weitaus weniger als zuvor) gedreht wurde, so bilden die tollen Locations, die bildstarke Inszenierung und die virtuose Montage (von Joseph Jett Sally) die Höhepunkte dieser wohlmöglich letzten Folge. Der unerschütterliche Zusammenhalt, nicht nur unter den acht Sensates sondern auch im großen Kreis ihrer Vertrauten, sorgt für ein beispielloses Zusammentreffen zahlreicher Figuren (ähnlich wie in Avengers: Infinity War ). Die Sympathien beim Publikum dürften dadurch sicherlich nicht geschmälert worden sein.
Nicht nur unter den Fans stirbt die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Serie zuletzt. Lana Wachowski hat angeblich mit dem Schreiben der Drehbücher für eine dritte Staffel begonnen.
Sense8: Amor Vincit Omnia ist seit dem 8. Juni 2018 bei Netflix abrufbar.
Fazit: Trotz gewohnt starker Inszenierung und sympathischen Helden enttäuscht die (vorläufige?) Abschiedsvorstellung von Sense8 durch eine überwiegend lieblos zusammenkonstruierte Story. Schade. 5 von 10 Punkten.
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