Im April 2015 debütierte mit Der Himmel ist ein Platz auf Erden der erste Tatort aus Franken. Ein Jahr später wird nun nicht nur in Nürnberg, sondern auch in der Domstadt Würzburg ermittelt.
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Tatort: Das Recht, sich zu sorgen.
TV-Krimi Deutschland 2016. 89 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 22. Mai 2016.
Mit: Fabian Hinrichs, Dagmar Manzel, Eli Wasserscheid, Andreas Leopold Schadt, Matthias Egersdörfer, Stefan Merki, Sibylle Canonica, Benjamin Griebel, Karolina Lodyga, Jan Krauter, Barbara Prakopenka, Tessie Tellmann, Nils Strunk u.a. Regie: Andreas Senn. Drehbuch: Beate Langmaack.
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Halbgares aus der fränkischen Krimi-Küche
Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), Hauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) sowie ihr Ermittlerteam um die Kriminalkommissare Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid), Kommissar Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) sowie Michael Schatz (Matthias Egersdörfer), Leiter der Spurensicherung, haben es mit gleich drei Fällen zu tun. In einer Gaststube auf dem Dorf wird die Wirtin ermordet aufgefunden. In der Knochensammlung des Instituts für Anatomie der Universität Würzburg findet ein Doktorand einen Schädel, der nicht zum übrigen Skelett passt. Währenddessen campiert vor dem Nürnberger Polizeipräsidium eine ältere Frau, die dagegen protestiert, dass die Polizei ihren seit Monaten vermissten erwachsenen Sohn nicht suchen will…
Ringelhahn, Goldwasser und Voss
Der vom Bayerischen Rundfunk (BR) produzierte erste Tatort aus Franken, Der Himmel ist ein Platz auf Erden (Premiere im Ersten am 12. April 2015), konnte zwar in inszenatorischer Hinsicht überzeugen, bot aber aufgrund der recht unspannenden Story dann doch eher graues Mittelmaß. Also durchaus Luft nach oben für weitere Episoden. Aber selbst bei geringer Erwartungshaltung ist der zweite „Frangn-Dadord“, Das Recht, sich zu sorgen, welcher am vergangenen Sonntag seine Premiere in der ARD feierte, in vielerlei Hinsicht enttäuschend. Gedreht wurde unter Regie von Andreas Senn, der zwei Fälle der beliebten SWR-Kommissarin Lena Odenthal inszenierte, von Juli bis August 2015, erstmals auch in der unterfränkischen Universitätsstadt Würzburg.
Drei Fälle, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben? Der routinierte Krimi-Fan wittert sogleich, dass sich nach wendungsreichem Verlauf gegen Ende herausstellt, dass die drei Geschichten doch auf wundersame Weise zusammenhängen. Diese ausgetretenen Pfade beschreitet das Drehbuch von Beate Langmaack (Zeit der Helden) dankbarerweise nicht. Dennoch hat Das Recht sich zu sorgen vor allem inhaltlich erschreckend wenig zu bieten. Während der Fall um den Schädel (der nicht zum eigentlich dazugehörigen Skelett passt) im anatomischen Institut der Universität Würzburg noch einigermaßen ausgearbeitet wurde und folglich auch am „spannendsten“ daherkommt, so kann man dies von den beiden anderen Stories leider nicht behaupten. Schon nach einer halben Stunde wird die Frage danach, wer die Wirtin des erfolglosen Dorfgasthauses ermordete, durch eine versteckte Überwachungskamera aufgeklärt. Der Täter irrt dann noch ein bisschen durch den Wald, bevor er sich stellt. Wenigstens liefert die Dorf- und Waldkulisse stimmungsvolle Bilder.
Die Angelegenheit mit der aus Protest vor dem Polizeipräsidium zeltenden Mutter (Tessie Tellmann), die so die Polizei dazu bringen will, nach ihrem seit drei Monaten verschwundenen Sohn zu suchen, wird auch eher so nebenher abgehandelt. Man kann dieses Episödchen aber durchaus als „menschelndes Beiwerk“ akzeptieren. Das Wunderwerk des menschlichen Körpers, dessen anatomische Besonderheiten durch die Institutsleiterin Frau Professor Mittlich (Sibylle Canonica) nahe gebracht werden sowie das Sinnieren über die Vergänglichkeit des Lebens mag gewisses Potenzial in sich haben, wird aber hier mit teilweise gestelzt wirkenden Dialogen und als Bonmots missverstandenen Allgemeinplätzen verschenkt. Strukturell stand hier zweifellos E.T.A. Hoffmanns satirischer Roman Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819/21) Pate, denn Hauptkommissar Voss findet im Auto eines Verdächtigen eben genau dieses Werk als Reclam-Heftchen.
Immerhin stimmt die Chemie im sympathischen Ermittler-Team, das routiniert und eingespielt zur Werke geht, wobei die fränkelnden Kollegen Fleischer und Schatz sicherlich auch als „Comic Relief“ fungieren. In einer der wenigen wirklich gelungenen, witzigen Szenen tarnen sich Voss und Ringelhahn als Eltern der jüngeren Komissarin Goldwasser, um auf Wunsch von Professorin Mittlich (eine alte „Duz-Freundin“ von Polizeipräsident Dr. Kaiser), sich „verdeckt“ im anatomischen Institut umzusehen.
Tatort: Das Recht sich zu sorgen ist noch bis einschließlich 21. Juni 2016 in der ARD-Mediathek verfügbar.
Fazit: Das Recht, sich zu sorgen, der zweite Tatort aus Franken, serviert dem Zuschauer ein dreigängiges Krimi-Menü, das nicht wirklich zusammenpasst, nicht annähernd durchgekocht und unterwegs noch von Kater Murr halb aufgegessen wird. 3 von 10 Punkten.
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Die Professorin bittet den Polizeipräsidenten um Hilfe
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