Zum sechsten Mal ermitteln Felix Voss und Paula Ringelhahn in Tatort: Die Nacht gehört dir. Es geht um den Mord an einer erfolgreichen Geschäftsfrau über deren Privatleben niemand etwas zu wissen scheint.
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Tatort: Die Nacht gehört dir
TV-Krimi Deutschland 2020. 90 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 1. März 2020.
Mit: Fabian Hinrichs, Dagmar Manzel, Eli Wasserscheid, Andreas Leopold Schadt, Matthias Egersdörfer, Anna Tenta, Anja Schneider, Lukas B. Amberger u.v.a. Drehbuch: Max Färberböck und Catharina Schuchmann. Regie: Max Färberböck.
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Entschleunigte Ermittlungen
Barbara Sprenger (Anna Tenta), die überaus erfolgreiche Salesmanagerin eines weltweit operierenden Immobilienunternehmens, wird erstochen in ihrer teuren Fürther Wohnung aufgefunden. Die Kommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs), Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) befragen die Kollegen Sprengers. Das Opfer überzeugte in der Firma durch makellose Arbeit und kollegiales Verhalten. Doch über das Privatleben der Frau wusste niemand etwas. Sprengers Kollegin Theresa Hein (Anja Schneider) überrascht die Ermittler, indem sie den Mord gesteht. Doch Voss und Ringelhahn glauben ihr nicht…
Fast hätte ich es verpennt, die diesjährige Folge des Tatort aus Franken anzusehen. Mit reichlich Verspätung holte ich die sechste Folge mit dem überwiegend in Nürnberg tätigen Ermittler-Duo Voss und Ringelhahn kürzlich nach. Nach vier insgesamt meist durchwachsenen Fällen konnte der von Sebastian Marka inszenierte und Erol Yesilkaya geschriebene fünfte, Ein Tag wie jeder andere, im letzten Jahr deutlich überzeugen. Für den sechsten „Franken-Tatort“ übernahm wieder Max Färberböck die Regie und verfasste gemeinsam mit Catharina Schuchmann das Drehbuch. Bereits beim ersten (Der Himmel ist ein Platz auf Erden, 2015) und vierten Fall (Ich töte niemand, 2018) hatte das Duo in gleicher Funktion gewirkt. Nach dem großen Highlights 2019 ordnet sich Die Nacht gehört dir insgesamt im oberen Mittelfeld der Reihe ein.
Der Kriminalfall an sich gibt jetzt nicht besonders viel her. Man hätte den Inhalt auch locker in der Hälfte der Zeit unterbringen können. Doch wird dieser dadurch aufgewertet, dass die Hintergründe der Tat in Rückblenden parallel zur Ermittlungshandlung erzählt werden. Außerdem setzt man die Tendenz zur Nachdenklichkeit und Entschleunigung aus den vorherigen Episoden fort. Denn vor allem Kommissar Felix Voss nimmt die Ermittlungen wieder zum Anlass, über das Leben und seine Schattenseiten zu philosophieren. Nebenbei bändelt er mit einer Honigverkäuferin am Nürnberger Marktplatz an, was insgesamt putzig, wenngleich etwas bemüht wirkt.
Färberböcks Inszenierung der entschleunigten Story setzt vor allem auf melancholische Szenen und fast träumerische Bilder, die von einem einerseits heterogenen, anderseits sehr passendem Soundtrack untermalt wird. Klassische Stücke von Henryk Gorecki und Arvo Pärt, aber auch Songs von Nina Simone, ein Track von Elektronikmusiker Nils Frahm und Teile von Ólafur Arnalds Score zur britischen Krimiserie Broadchurch sind zu hören.
Der Lokalkolorit geht leider immer mehr verloren. Das erspart zwar gnädigerweise Nebendarsteller, die furchbares Fränkisch von sich geben, doch wenn die drei „echten“ fränkischen Ermittler Goldwasser, Fleischer und Schatz lediglich als Stichwortgeber agieren und nur ortskundige Zuschauer erkennen, wo sich das Geschehen abspielt, dann wirkt die ganze Sache doch ziemlich austauschbar. Schade.
Fazit: Stimmungsvoll inszenierte und nachdenklich aufgezogene, inhaltlich leider nicht besonders spannende Tatort-Folge. 6 von 10 Punkten.
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