Ein Anwalt erschießt einen Richter und eine Stunde später eine Chemikerin. Für die Kommissare Voss und Ringelhahn ein Wettlauf gegen die Zeit, dessen Vorzeichen sich überraschend ändern, im fünften Tatort aus Franken.
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Tatort: Ein Tag wie jeder andere
TV-Krimi Deutschland 2019. 88 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 24. Februar 2019.
Mit: Fabian Hinrichs, Dagmar Manzel, Eli Wasserscheid, Andreas Leopold Schadt, Thorsten Merten, Stephan Grossmann, Karina Plachetka, Jürgen Tarrach, Thomas Kügel, Jule Hermann u.a. Drehbuch: Erol Yesilkaya. Regie: Sebastian Marka.
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Täter und Opfer, Recht und Gerechtigkeit
Bayreuth. Um Punkt 14 Uhr erschießt Rechtsanwalt Thomas Peters (Thorsten Merten) einen Richter. Genau eine Stunde später tötet Peters eine Chemikerin an der Universität. Für die alarmierten Nürnberger Kommissare Voss (Fabian Hinrichs), Ringelhahn (Dagmar Manzel), Goldwasser (Eli Wasserscheid) und Fleischer (Andreas Leopold Schadt) ein Wettlauf gegen die Zeit. Wo wird Peters als nächstes jemanden erschießen? Und was hat der Molkerei-Unternehmer Rolf Koch (Jürgen Tarrach), dessen Firma wegen vergifteter Milch in den Schlagzeilen stand, mit den Morden zu tun? Nach einer Konfrontation bei den Bayreuther Wagner-Festspielen nmmt der Fall eine unerwartete Wendung…
Anwalt Peters
Mit ein paar Wochen Verspätung holte ich diesen Monat zwei Highlights aus der langjährigen ARD-Krimireihe Tatort aus dem Februar nach. Neben dem kuriosen Murot und das Murmeltier, in welchem der titelgebende Ermittler aus Wiesbaden in einer tödlichen Zeitschleife festsitzt, erhielt auch der fünfte „Frangn-Dadord“, Ein Tag wie jeder andere, viel positives Echo. Und das zurecht. Denn der in Bayreuth spielende fünfte Fall des Ermittlerduos Voss und Ringelhahn ist fast durch die Bank gelungen.
Halbgare Plots, gestelzte Dialoge, so manch alberne Szene und teils armselige Nebendarsteller mit vergeblichen Versuchen, den fränkischen Dialekt zu sprechen. All diese Schwächen der vier bisherigen Tatort-Episoden aus Franken – Der Himmel ist ein Platz auf Erden (2015), Das Recht, sich zu sorgen (2016), Am Ende geht man nackt (2017) und Ich töte niemand (2018) – macht der fünfte Fall vergessen. Regisseur/Filmeditor Sebastian Marka (Hit Mom – Mörderische Weihnachten) und Autor Erol Yesilkaya (Gonger – Das Böse vergisst nie), erschufen schon gemeinsam mehrere Tatort-Episoden, darunter die Berlin-Folge Meta aus dem letzten Jahr, die sich durch eine Film-im-Film-Konstellation auf mehreren Realitätsebenen abspielt. Im Zentrum von Ein Tag wie jeder andere steht ein Rennen gegen die Uhr, dessen Vorzeichen sich nach ziemlich genau der Hälfte der Spielzeit gravierend ändern. Die Mörderjagd wird zum Entführungsthriller. Kunstvoll werden neben der Haupthandlung Rückblenden eingewoben, welche nach und nach die Hintergründe des ganzen Falls erklären. Das verschafft dem Zuschauer einen kleinen Wissensvorsprung im Vergleich zu den Ermittlern.
Auch die Hauptdarsteller Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel dürfen hier endlich ohne Misstöne zur Hochform auflaufen, wenn ihre Figuren vor lauter Verzweiflung über ihre Machtlosigkeit in Streit bezüglich des weiteren Vorgehens geraten. Gewissenskonflikte, die auch das Publikum nachvollziehen kann. Denn Opfer- und Täter-Rolle werden hier auf authentische Weise vertauscht. Ein Tag wie jeder andere gefällt vor allem durch seine präzise Inszenierung, die trotz wendungsreicher Geschichte (welche sich fast komplett in Echtzeit abspielt) nie zu dick aufträgt, somit die ganze Angelegenheit erdet und angenehm unreißerisch gestaltet. Der positive Gesamteindruck wird lediglich durch den völlig überkonstruierten Schlusstwist etwas geschmälert.
Tatort: Ein Tag wie jeder andere ist noch bis einschließlich 24. Mai 2019 in der ARD-Mediathek abrufbar.
Fazit: Eine stimmungsvolle und gleichzeitig unaufgeregte Inszenierung sowie die kunstvoll montierten Handlungselemente machen Ein Tag wie jeder andere zum bisher besten Tatort aus Franken. 8 von 10 Punkten.
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Wagner-Festspiele in Bayreuth
Die Kommissare Voss und Ringelhahn…
…stehen im Regen
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