Tatort: Happy Birthday, Sarah

Nach seinem umjubelten Regiedebüt Bis aufs Blut hat Oliver Kienle nun seinen zweiten Film veröffentlicht, Happy Birthday, Sarah, den neuen „Tatort“ aus Stuttgart.

 

 

6-10Tatort: Happy Birthday, Sarah
TV-Krimi Deutschland 2013. 88 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 1. Dezember 2013.
Mit: Richy Müller, Felix Klare, Ruby O. Fee, Tobias Oertel, Carolina Vera, Britta Hammelstein, Patrick von Blume u.v.a. Regie: Oliver Kienle. Drehbuch: Wolfgang Stauch.

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„Na, zurück in der Hölle des Löwen?“

In „Klaus’ Haus“, einem Stuttgarter Jugendhaus im sozialen Brennpunkt, wird der Sozialarbeiter Andreas Haber (Nikolaj Alexander Brucker) von seinem Kollegen Sven Vogel (Tobias Oertel) tot aufgefunden, mit dem Kopf in der Toilettenschüssel. Die Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) beginnen ihre Ermittlungen im Umfeld der Einrichtung. Als Hauptverdächtige steht recht schnell die rebellische Sarah Baumbach (Ruby O. Fee) fest. Zu aller Überraschung gesteht der Teenager die Tat freimütig. Haber habe sie sexuell belästigt. Nur kann Sarah für die Tat nicht belangt werden. Denn sie ist erst 13 und damit noch nicht strafmündig. Lannert vermutet, dass Sarah jemanden deckt. Sie stammt aus einer kriminellen Familie. Ihr Vater sitzt im Gefängnis, die Mutter in der Psychiatrie. Sarah lebt bei ihrer älteren Schwester Jeanette (Britta Hammelstein) und deren vorbestraften, gewaltbereiten Freund Ronald (Antonio Wannek). Um weitere Hintergründe herauszufinden schleust sich Lannert als Streetworker in die Szene ein. Was für dubiose Geschäfte verheimlicht der wohlhabende Kunsthändler Schöllhammer, dessen Stiftung „Klaus’ Haus“ finanziert?

Tatort_SarahNoch während der Schulzeit drehte der unterfränkische Nachwuchsregisseur Oliver Kienle erste Kurzfilme und später auch zwei abendfüllende Spielfilme ohne Budget (Inkubation, 2003; Einmal Krieg und zurück, 2004). Sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg beendete der 31jährige 2010 mit dem mehrfach preisgekrönten Jugenddrama Bis Aufs Blut – Brüder auf Bewährung. Als zweiten Film inszenierte Kienle den 13. Stuttgarter „Tatort“ mit dem bewährten Ermittlerteam Lannert und Bootz. Wie Bis Aufs Blut spielt auch Happy Birthday, Sarah im Milieu perspektivloser Jugendlicher. Die soziale Kälte und graue Tristesse in den herunter gekommenen Gebäuden wird durch großflächiges Graffiti etwas aufgehellt. Bisweilen ist die Kamera sehr nah an den Figuren. Das Setting stimmt und ist wirkungsvoll inszeniert. Auch die 17jährige Jungschauspielerin Ruby O. Fee (Löwenzahn – Das Kinoabenteuer, Womb) überzeugt in der Rolle der trotzigen, frühreifen und doch irgendwie verlorenen 13 Jahre alten Sarah Baumbach. Wenn sich die Titelfigur ihre Kopfhörer aufsetzt, wird ihre Umwelt ausgeblendet und nur noch die Musik zählt.

Leider versumpft Happy Birthday, Sarah trotz obiger Positivaspekte im Mittelmaß, was wohl hauptsächlich dem Drehbuch geschuldet ist. Zuviel Zeit wird mit den Familienangelegenheiten von Kommissar Bootz verschwendet, der mehrfach auf seine beiden Kinder aufpassen muss, weil seine frisch geschiedene Ehefrau dienstlich unterwegs ist, und der Nachwuchs den neuen Stiefvater nicht sehr mag. Der Hauptplot wird dadurch sehr vernachlässigt und wirkt wenig ausgearbeitet, auch wenn es am Ende noch einmal spannend wird. Die ein oder andere Wendung trägt nicht unbedingt zur Ernsthaftigkeit bei, z.B. Bootz’ Kinder, die ihrem Daddy bei einer Festnahme zujubeln oder die Staatsanwältin, die mal eben schnell an dringend benötigte Kreditkartendaten kommt, in dem sie ihren Ex-Lover „überredet“, diese rauszurücken.

Fazit: Solide inszenierter Fernsehkrimi, inhaltlich leider recht oberflächlich. Stark in der Titelrolle: die 17jährige Ruby O. Fee. 6 von 10 Punkten.

 

 

Tipp: Tatort: Happy Birthday, Sarah kann noch bis einschließlich Sonntag den 8. Dezember 2013 in der Das Erste Mediathek angesehen werden.

 

 

Marius Joa, 5. Dezember 2013. Bilder: ARD/SWR.

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