Ein Lehrer und eine Kellnerin beginnen eine Affäre, nichts ahnend was sie damit auslösen. Das ist die Prämisse der Showtime-Serie The Affair, welche durch ihre unübliche Erzählweise besticht.
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The Affair: Staffel 1 (The Affair: Season 1)
Drama-Serie USA 2014. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 540 Minuten.
Mit: Dominic West, Ruth Wilson, Maura Tierney, Joshua Jackson, Julia Goldani Telles, Jake Siciliano u.v.a. Idee: Sarah Treem und Hagai Levi.
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Zwei Gesichter einer Geschichte
Noah Solloway (Dominic West) ist Lehrer und lebt mit seiner Frau Helen (Maura Tierney), Besitzerin einer Boutique, sowie den Kindern Whitney (Julia Goldani Telles), Martin (Jake Siciliano), Trevor (Jadon Sand) und Stacey (Leya Catlett) in New York. Als die Familie wie gewöhnlich die Sommerferien im Küstenstädtchen Montauk bei Helens Eltern verbringt, lernt Noah die attraktive Kellnerin Alison Lockhart (Ruth Wilson) kennen. Alison und ihr Ehemann Cole (Joshua Jackson) haben vor einem Jahr ihren dreijährigen Sohn Gabriel verloren. Noah und Alison fühlen sich früh zueinander hingezogen und beginnen eine leidenschaftliche Affäre…
Alison und Noah treffen sich heimlich
Die Inhaltszusammenfassung von The Affair klingt jetzt nicht unbedingt sehr spannend. Interessanter dürfte hier vielmehr die Erzählweise sein. Jede Folge ist in zwei Hälften aufgeteilt. Meist in der ersten wird aus der Sicht Noahs, in der zweiten aus Alisons Perspektive erzählt. Den narrativen Rahmen bildet die getrennte Vernehmung der beiden Hauptfiguren zwei Jahre später durch Detective Jeffries (Victor Williams), der ein anfangs nicht näher benanntes Verbrechen untersucht. Das Verblüffende an der Serie von Sarah Treem (Autorin und Produzentin bei In Treatment) und Hagai Levi (Miterfinder von Be’Tipul, dem israelischen Original von In Treatment) ist die Diskrepanz von Noahs und Alisons Versionen. Bereits von ihrer ersten Begegnung sind die jeweiligen Schilderungen unterschiedlich. Laut Noah war Alison sexy gekleidet und flirtete mit ihm. Bei Alison sind die aktivere und passivere Rolle beim Kennenlernen genau vertauscht. Diese unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten bringen den Zuschauer ins Grübeln. Lügt einer von beiden den Polizisten absichtlich an oder erinnern sich beide einfach nur ungenau? Oder wie gut kann man sich an Begebenheiten, die Jahre zurückliegen, überhaupt erinnern?
Die Handlung von The Affair spielt sich überwiegend in Montauk auf Long Island im US-Bundesstaat New York ab, wo auch Szenen des Films Vergiss mein nicht (Eternal Sunshine Of The Spotless Mind) von Michel Gondry entstanden. Der Küstenort fungiert gleichzeitig als idyllischer Urlaubsort und eher trostloses Ende der Welt. Jeden Sommer verbringen die Reichen dort ihre Sommerferien, während die Einwohner Montauks auf die zahlungskräftigen Touristen angewiesen sind, um einigermaßen ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Noah arbeitet als Lehrer in Brooklyn und hat bereits einen Roman veröffentlich, der zwar kein großes Publikum aber positive Resonanz bei Kritikern erreichte. Seinem reichen Schwiegervater, dem Star-Autor Bruce Butler, gespielt von John Doman (Borgia, The Wire), hat es Familie Solloway zu verdanken, dass die Kinder auf gute Schulen gehen können und der Urlaub im großen Strandhaus von Helens Eltern kostengünstig ist. Das nimmt Bruce immer wieder zum Anlass, vor allem seinen Schwiegersohn herablassend zu behandeln. Gleichzeitig ermutigt er ihn, einen weiteren Roman zu schreiben. In der Ehe von Alison und Cole hat der nicht verwundene Verlust des kleinen Sohnes Spuren hinterlassen, Zwar versucht sich das Paar immer wieder zusammenzuraufen, doch treibt auch die Verarbeitung des traumatischen Schicksalsschlags Alison in Noahs Arme. Hinzu kommt, dass die Pferderanch, die Cole mit seinen drei Brüdern und Mutter Cherry (Mare Winningham) betreibt, nicht mehr wie in früheren Zeiten läuft.
Zwar sind die einzelnen Storyelemente nicht immer zwingend und manche Nebenfiguren wirken etwas plump, die ungewöhnliche und angenehm unreißerische Erzählart macht jedoch die kleinen Unzulänglichkeiten wett. Schauspielerisch bildet Ruth Wilson (Luther) als Alison das Herz der Serie, gleichzeitig Verführerin und Ehefrau, Familienmensch und Eigenbrötlerin. Wilson erhielt für ihre Performance im Januar 2015 den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin. Einen weiteren gab es für die beste Drama-Serie. Dominic West (The Wire) spielt hier nach The Hour (2011/12) erneut einen untreuen Ehemann, wenngleich unter völlig anderne Vorzeichen. Auch wenn sie überwiegend nur die zweite Geige spielen, so haben Maura Tierney (Emergency Room) und Joshua Jackson (Dawson’s Creek, Fringe – Grenzfälle des FBI) als die “gehörnten” Ehepartner ebenfalls starke Szenen.
In weiteren Staffel (Nr. 2 ist bei Amazon im Prime-Abo enthalten, genau wie die brandaktuelle dritte Season parallel zur US-Premiere) wird sich The Affair vor allem daran messen lassen müssen ob/wie die noch offenen Fragen aufgelöst werden und ob die weiteren Enthüllungen stimmig wirken. Denn jedes spannende, neue Serienkonzept lässt sich totkonstruieren wie man etwa bei der Mysteryserie Heroes erleben musste.
Fazit: The Affair beleuchtet die titelgebende Beziehung und deren Begleitumstände aus der Sicht zweier unzuverlässiger Erzähler. 8 von 10 Punkten.
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Helen und Noah Solloway
Im idyllischen Montauk
Cole kämpft um die Ranch seiner Familie
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