Two Weeks to Live

Eine isoliert aufgewachsene, junge Frau (Maisie Williams) wagt sich zum ersten Mal in die Welt hinaus, in der pointierten britischen Miniserie Two Weeks to Live.

Two Weeks to Live
Comedy/Krimi/Miniserie UK 2020. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 6 Folgen. Gesamtlänge: ca. 144 Minuten.
Mit: Maisie Williams, Sian Clifford, Mawaan Rizwan, Taheen Modak, Jason Flemying, Thalissa Texeira u.a. Idee: Gaby Hull. Drehbuch: Gaby Hull, Phoebe Eclair-Powell, Lucy Montgomery. Regie: Al Campbell.


Kim und das Ende der Welt

Nach dem Tod ihres Vaters wuchs Kim (Maisie Williams) in völliger Isolation in einer abgelegenen Waldhütte bei ihrer Mutter Tina (Sian Clifford) auf. 15 Jahre später möchte die junge Frau nun endlich die Welt kennen lernen und reißt von zuhause aus. In einer Bar trifft die zwar im Umgang mit Schusswaffen und im Überlebenstraining versierte, aber ansonsten völlig unbedarfte Kim auf die beiden Brüder Nicky (Mawaan Rizwan) und Jay (Taheen Modak). Der redselige und gebildete Nicky wurde vor kurzem von seiner Freundin verlassen und wird daher von seinem Bruder „gedrängt“, das unbekannte Mädchen anzusprechen. Kim geht mit den beiden Jungs nach Hause, wo ihr Jay einen folgenschweren Streich spielt. Im Glauben an eine nukleare Apokalypse und einer vermeintlich verbleibenden Lebenszeit von zwei Wochen entschließt sich Kim kurzerhand, sich am Mörder ihres Vaters (Sean Pertwee) zu rächen. Nicht nur Mutter Tina versucht ihre Tochter wieder einzufangen, auch die korrupten Cops Brooks (Jason Flemyng) und Thompson (Thalissa Texeira) sind Kim auf den Fersen…

Mehr oder minder zufällig stolperte ich während meines kürzlichen, mittlerweile schon wieder beendeten Sky-Ticket-Abos (zur Sichtung der 2. Staffel von His Dark Materials) auf die vorliegende, für Sky UK und den neuen US-Streamingdienst HBO Max produzierte Miniserie. Neben Hauptdarstellerin Maisie Williams, berühmt geworden als Arya Stark in der epischen Fantasyserie Game of Thrones (2011-2019) lockte mich vor allem die angedeutete Mixtur aus dem stylishen Actionthriller Wer ist Hanna? (2011) – mittlerweile auch als Serie für Amazon Prime adaptiert – und der äußerst prägnant-abgründigen Dramedy The End of the F***ing World (2017/2019), letztere basierend auf dem gleichnamigen Comic von Charles Forsman.

Die Gemeinsamkeiten mit den genannten Werken sind jedenfalls unübersehbar. Genau wie Hanna wuchs Kim mit einem Elternteil in der Wildnis auf und wurde von diesem ausgiebig in Survivaltraining und im Umgang mit Waffen trainiert. Nur entstammt die Protagonistin hier nicht einem Genexperiment und zeigt sich trotz ihrer Weltfremdheit sehr zugänglich. Ähnlich wie bei TEOTFW gibt es hier eine lakonische, teils roadmoviehafte Odyssee, in welcher die Heldin den harmlosen Nicky und seinen Bruder verwickelt. Die Cops in TWTL meinen es allerdings weniger gut als die zwei Polizistinnen aus TEOTFW.

Insgesamt wechselt die von Gaby Huff (We Hunt Together) erschaffene Serie immer wiedermal ein wenig die Ausrichtung und sorgt für die ein oder andere überraschende, teils aberwitzige Wendung. Teilweise wähnt man sich in einem Gangster-Setting irgendwo zwischen den Filmen der Coen-Brüder (Fargo, The Big Lebowski) und denen von Guy Ritchie (Bube, Dame, König, grAs). Inhaltlich wirkt das Ganze auf mich recht unausgegoren, doch die reduzierte Laufzeit und die turbulente Geschichte sorgen durchaus für Kurzweil. Die Rolle der wehrhaften, aber auf ihre Art unschuldigen Kim wirkt als wäre sie Maisie Williams auf den Leib geschrieben. Auch die anderen Darsteller, wie Sian Clifford (Fleabag) als Kims Mutter, Mawaan Rizwan (u.a. Co-Autor einer Folge von Sex Education) als Nicky und Jason Flemyng (u.a. Wer ist Hanna?) als korrupter Cop, können überzeugen.

Two Weeks to Live ist Teil des Streamingangebots von Sky Go und Sky Ticket.

Fazit: Turbulenter, schwarzhumoriger und teils aberwitziger Genremix, an der Schnittstelle von Wer ist Hanna? und The End of the F***ing World. 7 von 10 Punkten.

 

Marius Joa, 21. März 2021. Bilder: Sky.

 

 


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