Nach der Videochat-Dramedy Add A Friend schickte der Bezahlsender TNT Serie mit Weinberg eine zweite Eigenproduktion ins Rennen um die Gunst der Pay-TV-Zuschauer. Die Miniserie handelt von einem Mann, der ohne Gedächtnis in einem Weinort aufwacht, neben ihm die Leiche einer jungen Frau…
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Weinberg – Im Nebel des Schweigens
Mysteryserie Deutschland 2015. 6 Folgen. Gesamtlänge: ca. 312 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 6. Oktober 2015.
Mit: Friedrich Mücke, Gudrun Landgrebe, Antje Traue, Arved Birnbaum, Ronald Kukulies, Victoria Trauttmannsdorff, Christina Große, Jonah Rausch, Rainer Sellien, Jenny Schily, Arnd Klawitter u.v.a. Idee: Arne Nolting, Jan Martin Scharf und Philipp Steffens.
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Das Geheimnis von Kaltenzell
Ohne Gedächtnis erwacht ein Mann (Friedrich Mücke) mit blutüberströmtem Gesicht in einem Weinberg. Neben ihm die Leiche einer jungen Frau. Im nächsten Dorf, dem kleinen Weinort Kaltenzell im Ahrtal, gibt sich der Mann als Johannes Fuchs aus und alarmiert Bürgermeister Zepter (Arved Birnbaum) sowie anwesende Bewohner. Doch die Frauenleiche ist verschwunden. Beim Weinfest in Kaltenzell am darauffolgenden Tag erkennt „Johannes“ in der quicklebendigen Weinkönigin Sophia (Sinha Melina Giercke) die Tote wieder. Wenige Stunden liegt Sophia wirklich tot im Weinberg, daneben der „zurückgebliebene“ Junge Adrian (Jonah Rausch), der seit dem geheimnisvollen Tod seiner Schwester vor Jahren kein Wort mehr gesagt hat. Johannes erlebt immer wieder merkwürdige, geisterhafte Erscheinungen. Trotz dieser versucht er den Mord an Sophia durch eigene Ermittlungen aufzuklären, in der Hoffnung dadurch sein Gedächtnis wieder zu erlangen oder wenigstens mehr über seine Vergangenheit zu erfahren…
Friedrich Mücke als Mann ohne Namen
Ja, es gibt sie. Eine deutsche Genre-Serie außerhalb des Krimieinheitsbreis und fernab peinlicher Privatsender-Produktionen. TNT Serie, der deutsche Bezahlsender, hat nach seinem ersten Ausflug ins Serienfach einen zweiten gewagt und mit der horizonal erzählten Horror-Mystery-Miniserie sehr vieles richtig gemacht. Weinberg vereint das Setting amerikanischer Vertreter wie Twin Peaks mit der stimmungsvollen Inszenierung skandinavischer und britischer Shows. Und das alles spielt in einem provinziellen deutschen Weinort, wo jeder jeden kennt und etwas zu verbergen hat.
Gedreht wurde der Sechsteiler ab November 2014 in und um den Ort Mayschoß (Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz), durch den der Rotweinwanderweg führt. Rot ist auch die einzige Farbe, die nach der Postproduktion noch übrigbleibt, so farbentsättigt und gruselig grau präsentieren sich die Bilder. Die ganze Atmosphäre mit den nebelverhangenen Landschaften erweckt die Aura eines modernen Volksmärchens. Kaltenzell, der Name ist Programm.
Spannung wird besonders dadurch erzeugt, dass auch der Zuschauer über weite Strecken den Unterschied zwischen Realität bzw. Traum/Halluzination nicht zu erkennen vermag. Gelegentlich schießt die Handlung mit ihren dunklen Vorahnungen aber etwas übers Ziel hinaus, etwa wenn die übersinnlich begabte Dorffriseuse sieht, wie sich die am Boden liegenden, abgeschnittenen Haare wie von Geisterhand zu einem Kreuz zusammenfügen. Solche Fehltritte verzeiht man aber gern, wenn, wie hier, das Gesamtpaket passt.
Nach der Weltpremiere auf TNT Serie im Oktober und November 2015 hat sich der Privatsender VOX die Free-TV-Rechte an Weinberg gesichert und plant die Miniserie im zweiten Halbjahr 2016 auszustrahlen. Eine Fortsetzung dürfte bei dem ziemlich eindeutigen Ende ausgeschlossen sein.
Fazit: Die erste deutsche Pay-TV-Mysteryserie Weinberg ist äußerst stimmungsvoll inszeniert und spannend erzählt. 8 von 10 Punkten.
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Die Dorfbewohner durchsuchen den Weinberg
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